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Meine Schätze vom Edinburgh Yarnfestival

Natürlich war ich vorbereitet! Ich hatte die Aussteller-Liste gründlich angesehen, mir die Webseiten der Aussteller angeschaut und meine Wollvorräte mit meiner Projektliste abgeglichen. Bargeld war im Portemonnaie, ein Koffer für den Rückflug gebucht, und im Notizbuch standen die ‚must sees’ und ‚must haves’.

Wer mich kennt, weiß, dass ich so ticke. Und meistens ist gute Vorbereitung ja auch eine Hilfe. Das Bargeld zum Beispiel war prima. Im historischen Gebäude der Corn Exchange war der Internet-Empfang miserabel. Was für kurzfristige Verabredungen nicht tragisch war, immerhin konnte man sich anrufen, für größere Einkäufe, die mit Kreditkarte bezahlt werden sollten, aber ein echtes Hindernis darstellte. Verzweifelte Verkäuferinnen liefen mit einem in die Luft gestreckten Kartenlesegerät herum, in der Hoffnung, einen Strahl Internet zu erwischen. Ich habe allerdings von keinem Fall gehört, in dem der Wollkauf gescheitert ist.

Gescheitert bin ich jedoch mit meinen Listen. Mein Plan war ja, erst einmal alle Stände in Ruhe anzusehen, dann eine Pause einzulegen, zu reflektieren und dann gezielt meine Einkäufe zu machen. Eventuell sogar mit ein oder zwei Extra-Strängen.

Ach – wie konnte ich ahnen, dass die phantastische Strick-Designerin Di Gilpin ihren Stand gleich am Anfang meiner Route haben sollte? Und woher sollte ich wissen, dass dieses Modell, das mir schon auf Instagram so gefallen hatte, dort zum Ansehen und Anprobieren hing? Und dass es so perfekt war??? Ich hatte also einen gewaltigen Kreisch-Moment. Di Gilpin hatte ihre Wolle ‚Lalland’ ja schon vor drei Jahren auf der Shetland-Woolweek vorgestellt. Damals hatte ich mir zwei Knäuel für ein Paar superweiche Handschuhe gegönnt. Die Qualität ist wirklich gut. Wer nach Edinburgh kommt: Die ‚Lalland’-Wolle wird im altehrwürdigen Nobel-Kaufhaus ‚Jenners’ (gegründet 1838) auf der Princess-Street in der Schottland-Abteilung verkauft. Und dort auf dem Yarnfestival hatte ich alles zum Anfassen, die Wolle, das Modell und neben mir Di und Sheila, die das Modell noch am Abend zuvor fertig gestrickt hatte. Jetzt ehrlich – das musste ich doch sofort kaufen! Jeder weiß, dass Wolle auch ausverkauft sein kann. Oder wegläuft… Sheila war noch so nett, mir die Maschenprobe und ein paar mündliche Tipps mitzugeben. Weil es die fertige Anleitung erst in ein paar Wochen geben wird.

 

 

Nachdem meine Listen also so erfolgreich sabotiert waren, gönnte ich mir einen weiteren Sofortkauf. Auch völlig außerhalb meiner üblichen Listen: Ein rotes Leder-Armband. Das war nun wirklich schon am nächsten Tag ausverkauft. Und weil es tatsächlich als Zentimetermaß genutzt werden kann, war es quasi ein Vernunftkauf.

Dann drehte ich meine Runde durch die große Markthalle und die drei anderen Bereiche mit Ständen. Insgesamt gab es über neunzig Anbieter, es war überwältigend: Ich brauchte über drei Stunden, um mir alles wenigstens ein Mal anzusehen.

Dann schwirrte der Kopf, und ich musste erst einmal sortieren, was und wen ich alles gesehen hatte. Mit Kaffee und einem dieser verboten guten Karamell-Shortbreads setzte ich mich hin. Die zwei Bereiche mit Tischen, Stühlen und einem guten Catering waren ein ganz großes Plus am EYF.

 

Unterwegs war noch die neue Anleitung der Shetland-Woolweek-Patronin Elizabeth Johnston in meine Tasche gewandert. Glücklicherweise war Elizabeth bei ihrem Stand von ‚Shetlandhandspun’ gewesen und konnte mir erklären, was sie sich bei der Anleitung ‚Merrie Dancers Toorie’ gedacht hatte. Die kleinen Muster knüpfen an die Tradition der Fischermützen an, sind aber kein Fair Isle-Muster. Dabei harmonieren, vor der dunkleren Hauptfarbe, immer zwei der vier Kontrastfarben miteinander. Die bunten Farben auf dem dunklen Untergrund sollen an die Nordlichter erinnern, die auf Shetland häufig zu sehen sind.

Wer mag kann sich die Anleitung von der Seite der Shetland Woolweek  hier herunterladen.

 

 

Von den Shetlands waren auch ‚Jamieson’s’ , ‚Uradale’ und die woolbroker ‚Jamieson & Smith’ gekommen. Die Fair Isle-Muster und diese Wolle sind meine speziellen Favoriten. Ein Besuch dort, vielleicht sogar bei der Shetland-Woolweek, wäre wirklich fein….

Von einer anderen Insel fiel mir eine Wolle ganz besonders ins Auge: Die rote Wolle ‚Ionawool‘ von der Isle of Iona, eine der Inseln der Inneren Hebriden.

Eine etwas robustere Wolle für eine Strickjacke stand auf meiner Liste. Und diese Wolle, die von den sieben Schafrassen auf der Insel stammt, passte genau zu meinem Vorhaben.

 

 

Aus Deutschland wurde übrigens auch Wolle angeboten: Der Stand der ‚Wollmeise’ war ebenso umlagert wie der von ‚Rauwerk’. Rauwerk, zusammen mit der Färberin ‚Hey Mama Wolf’, und Moel View waren unter den wenigen Anbietern, die pflanzengefärbte Wolle mitgebracht hatten.

 

 

Als ich abends meine Schätze auspackte, hatte ich zuerst fast ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte ich wäre vielleicht doch ein wenig über die Stränge geschlagen. Aber in diesem Punkt stimmte dann meine Planung doch wieder: es passte alles in einen Koffer!

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  1. Marie

    Klingt nach einer aufregenden Reise – Hat viel Spaß gemacht mehr darüber zu lesen 🙂

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