Die Frau, im schwarzen Hängerkleid, die ihre weißen Haare in zwei geflochtenen Zöpfen trägt, hat Recht. Die Globetrotterin und Brioche-Königin Nancy Marchant aus den USA, die in den Niederlanden lebt, brachte es auf den Punkt, als sie sagte: ‚Ich kenne wirklich viele Strick-Festivals, aber das Edinburgh-Yarn-Festival ist das Beste. Hier stimmt alles: Die Qualität der angebotenen Wolle ist phantastisch, alle meine Freundinnen aus der ganzen Welt kommen hierher und ich kann sie treffen und das Niveau das die Strickerinnen in den workshops und in ihren Arbeiten zeigen ist enorm gut.“
Meine Reise nach Edinburgh hat mich wirklich umgehauen. Ich habe jetzt zwei Wochen gebraucht um alle Fotos und Eindrücke zu sortieren. Ganz zu schweigen von der mitgebrachten Wolle…
Die beiden Organisatorinnen, Mica und Jo, die das fünftägige Woll-Festival vor fünf Jahren erfunden haben, leisteten ganze Arbeit und brachten ein tolles Ereignis ans Laufen. Bei den rund 90 Ständen gab es einige, die Taschen und Strick-Zubehör verkauften. Auch ein, zwei Stände zum Thema Häkeln, Filzen und Weben gab es. Ansonsten drehte sich alles, alles, alles um Wolle zum Stricken. Die Vielfalt der angebotenen Wolle war erstaunlich.
Wolle verschiedenster Schafrassen, sortenrein und gemischt. Wolle einzelner Regionen. Wolle von Strick-Designern. Wolle aus Pflanzenfasern. Und zwar nicht nur aus Hanf, Flachs oder Bambus, auch aus Rosenfasern lässt sich offenbar Wolle spinnen. Zu jedem dieser Woll-Schätze gibt es viel zu erzählen. Aber der Reihe nach.
Mittwoch, am ersten Tag des Festivals, wurden nur workshops angeboten. Von denen werde ich in einem eigenen Beitrag berichten. Donnerstag ging es dann los, neben weiteren workshops öffnete der Markt. Wer das Glück hatte am selben Tag einen workshop zu besuchen, durfte schon eine Stunde früher hinein. Das war eine echte Chance, denn später wurde es richtig voll. Besonders an den folgenden Tagen, Freitag und vor allem Samstag. Abends bei dem großen Strick-Treffen und dem Tanz, einem Ceilidh, wurde Treffen und Wiedersehen gefeiert. Und zum Ausklang am Sonntag gab es die Möglichkeit, ‚Meet your Shepard/ess‘, neue und kleinere Woll-Hersteller zu treffen. Felicity Ford zeigte in einer Trunk-Show ihr neuestes Projekt und Ysolda war auch noch da. Auch davon berichte ich in einem eigenen Beitrag.
Und Edinburgh selbst ist ja für manche Reisende schon allein ein Grund nach Schottland anzusteuern. Das habe ich mir natürlich auch angesehen. Die Tage waren intensiv, spannend und beeindruckend. Und nachdem ich mich nun erholt habe, denke ich, dass ich da kommendes Jahr noch einmal hin muss. Allein um mich zu vergewissern, dass ich nicht geträumt habe.