Für dieses Strickfest war uns ein echter Kraftakt gelungen: Jede von uns trug eine Sorbet-Cardigan aus feiner Mohair-Wolle! Es hatte zwar länger gedauert sich auf das Modell zu einigen, als es dann dauerte, das Teil zu stricken, aber wir hatten es geschafft. Jede von uns hatte eine. Die eine Jacke war kürzer, die andere länger, prächtig waren sie alle. Wir waren also vorbereitet, auf das Strikkefestival.
Nach Fanø wollte ich schon seit langem. Dänische Wolle wollte ich sehen. Denn außer BC Garn, Wolle vom Pellsau-Schaf und den bunten Designs von Christel Seyfarth kannte ich nicht viel Wolliges aus Dänemark. Dieses Jahr sollte es endlich klappen. Meine Berliner Selbsthilfegruppe Stricken hatte ein Haus gebucht, die Festival- und workshop-Tickets waren bezahlt. Und kurz vor knapp hieß es dann doch: Wegen Corona wird das Strickfest abgesagt.
Von solchen Kleinigkeiten lassen wir uns nun wirklich nicht abhalten. Die Strickjacken waren fertig, das Haus war gebucht, also fuhren wir los. Im Hinterkopf spukte natürlich doch der Gedanke herum, dass es sicher irgendwo Wolle geben würde …
Zunächst richteten wir uns gemütlich im Ferienhaus ein und besuchten den Strand. Mehr braucht es nicht für eine Strickerin. Morgens eine sonnige Terrasse, abends ein Kamin perfektionieren den Tagesablauf. Während wir, quasi noch während des Frühstücks, aber schon strickend und in unseren Strickjacken, auf der Terrasse saßen, hupte auf einmal ein Auto. Heraus stürmte eine blonde Dänin, bewunderte ausgiebig unsere Jacken – wir sprechen kein Dänisch, aber das haben wir schon verstanden – und drückte uns dann eine Karte in die Hand. Hmm, soviel Dänisch haben wir nun auch wieder nicht verstanden. Zum Glück gibt es das Internet. Marianne Gam heißt die Dame und sie vertreibt exquisites Garn.
Wir zählten Eins und Eins zusammen: ‚Zum Urlauben war sie sicher nicht auf Fanø und wenn sie hier ist, dann verkauft sie auch ihre Wolle.‘
Was wir dann in Nordby erlebten, davon berichte ich morgen.
