Feucht, einsam, atemberaubend: Die schottische Insel Skye gilt als besonders schön und faszinierend – im April aber
Humid, lonely, breath-taking: the Scottish island Skye is said to be very beautiful and very fascinating – but in April ist die wind- und wellenumtoste „Nebelinsel“ nicht ein Ort des Massentourismus. Mein Mann, der jüngere Sohn sowie die Tochter aber machten sich als kleine abenteuerlustige Gruppe auf den Weg an die nordwestliche Küste Schottlands. Der ältere Sohn ist mit einer klugen Frau verheiratet, die einige Kindheits-Wander-Ferien auf Skye verbracht hat: Die beiden fuhren lieber auf eine griechische Insel!
Und ich blieb ganz daheim. Mir ist es lieber, wenn ich Heldengeschichten von barfüßigen Flussdurchquerungen, Wanderungen längs schwindelerregender Felsvorsprünge und Übernachtungen in hölzernen Schutzhütten erzählt bekomme, als dass ich das alles selbst erlebe. Denn wer um diese Jahreszeit die Hebriden-Insel besucht, der muss Regen, Schnee, Wind und Temperaturen zwischen minus zehn und plus zehn Grad trotzen. Die Schönheit der Insel, mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna entschädigt dann aber für alle Härten ( habe ich mir sagen lassen). Die Fauna, sprich, die Schafe, wären für mich ein veritabler Grund gewesen auf die Wanderung mitzukommen. Aber wahrscheinlich hätte ich meine Mitreisenden zum Wahnsinn getrieben mit meinen Prioritäten: Wolle und Schafe. Und wie gesagt: Im April ist das Wetter noch sehr wechselhaft.
it is rather known for roaring waves and wind, continuous rain (and even in April sometimes snow) and fog, than as a place of mass tourism.
Except for my husband, the younger son and the daughter, who picked this island as the perfect destination for their hiking trip. The oldest son is married to a smart wife, who spent some childhood-holidays on Skye and is informed about the weather conditions: the young couple went on vacation on a Greek island.
And I was happily knitting all by myself at home. As I prefer to hear those stories about barefooted river-crossings, snowy walks along vertiginous ledges and cold nights in sheds, rather than experiencing them. But the unique wildlife of the island makes up for all this hardship (I was told). From the wildlife only sheep would have been a reason for me to be one of the group. But my priorities – sheep and wool – probably would have driven them crazy.
Der Grund, warum ich ausgerechnet jetzt davon schreibe, ist ein Ereignis im kommenden März. Vom 15. bis 17. findet in Edinburgh das Yarn Festival statt, und ich fahre hin. Nachdem workshops, Tickets, Übernachtungen und Flüge gebucht sind, habe ich mir jetzt genüsslich die Aussteller-Liste angeschaut und tatsächlich einen kleinen Anbieter entdeckt, der Wolle seiner Schafe von Skye mitbringt.
The trip took place last year but the reason to write about the Skye-Trip right now, is an event taking place in march. From march 15th to 17th the Edinburgh Yarn Fetsival takes place – and I have tickets!
And I found this event: ‚Meet The Shepard/ess’ where a Skye breeder presents wool of Hebridean sheep.
Diese Schafe sind etwas ganz Besonderes!
1973 wurden sie vom britischen RBST, dem „Rare Breed Survival Trust“, als vom Aussterben bedroht eingestuft. Die kleinen Kurzschwänzer sind typische Vertreter der Schafe wie sie schon in der Steinzeit gehalten wurden: genügsam, dunkel und mit (manchmal mehreren) Hörnern. Archäologische Grabungen förderten Knochenfragmente dieser Tiere in Großbritannien und anderen Orten in Nordeuropa zutage. Halbwilde Schafe sind in der Regel nicht weiß, sondern eher braun. Erst mit der Domestizierung entwickelte sich eine größere Farbpalette. Und so zeigen die heutigen Hebridischen Schafe, wie auch ihre Verwandten, die Shetlands, die Manx, die North Ronaldsday und die Island-Schafe mehrere Farb-Varianten.
Am Ende des 18 Jahrhunderts lebten noch viele Nachkommen der Steinzeit-Schafe bei schottischen Farmern. Doch der massive Strukturwandel in der britischen Landwirtschaft machte auch vor diesen Tieren nicht halt. Jahrtausende hatten sie überlebt. Damals aber wurden sie durch neue ‚verbesserte’ Schafrassen verdrängt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie fast verschwunden.
These sheep really are special!
In 1973 they were on the list oft he RBST (Rare Breed Survival Trust) as a very endangered species. The small short-tails are typical fort he kind of sheep that were kept since the Stone-age: dark, small, hardy and with horns (sometimes even several).
Archaeological evidence showed bone fragments in Great-Britain and Northern Europe. These ancient sheep were usually darker. Only with domestication a wider range of colours occurred. So the Hebridean of today, like the other Northern short-tailed, the Shetlands, Manx North Ronaldsay and Icelandic sheep, comes not only in black but also different shades of brown.
At the end oft he 18th century, the descendants of the stone-age sheep, by that time known as ‚Scottish Dunface, were popular in North-England and Scotland. But the agricultural revolution didn’t stop at the sheep. Thousands of years they had survived. At the beginning oft he 20. Century they were nearly extinct.
Der Grund dafür, dass dennoch einige, wenige Herden überlebten, lässt sich mit dem Spruch des ehemaligen Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit erklären: Arm aber sexy. Zwar waren weder Wolle noch Fleisch ein Grund die kleinen, zotteligen, selbst-genügsamen Tiere zu halten. Aber in Zeiten, als es für englische Großgrundbesitzer chic war, exotische Tiere vor dem Landsitz zu postieren, damit Familie und Gäste etwas zu gucken hatten, da machte es schon etwas her, eine Herde schwarzer Vierhörner im Park grasen zu lassen. Manche Gutsbesitzer hielten sich Zebras, andere kauften sich Hebridische Schafe. Damals noch unter dem Sammelbegriff Scottish Dunface. Und so überlebte die Rasse. Die kleinen, zähen, anspruchslosen Hebridians fanden Unterschlupf als Haustier der Reichen.
Von der Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen haben es die schottischen Schafe inzwischen auch geschafft. Ihr Nutzen in der Landschaftspflege mit unkomplizierter Haltung, ihr eigenwilliges Aussehen und ‚last but not least’ ihre Wolle sind für heutige Schafhalter interessant.
Weitere Informationen gibt es bei der Hebridean Sheep Society.
The reason why, against all odds, a few flocks persisted is best explained with a sound bite of Berlins former mayor Klaus Wowereit (then explaining Berlins state): ‚Poor but sexy’. Wool or meat weren’t a good enough reason to keep the small, hardy and somehow shaggy animals. But in times when it was chic to present exotic animals in front of your estate, so that family and guests had something to look at, a herd of black multi-horned sheep was a stunner. Some estate owners kept zebras, others Hebridean sheep. And so the breed survived. The small and unpretentious Hebrideans hunkered down as a pet oft he wealthy.
Nowadays these Scottish sheep aren’t threatened with extinction anymore. Their use in conservation grazing, the uncomplicated keeping, their unique look and last but not least, their wool are more than one good reason to keep them.
If you are interested in the sheep, you may want to look at the homepage of the Hebridean Sheep Society.
Und die Wolle, die interessiert mich natürlich auch. Von der Wanderung, die meine Lieben unternommen hatten, bekam ich kein einziges Foto der ortsansässigen Schafrasse mitgebracht (Die Bilder oben stammen von croft 29). Dafür einige Spezialitäten der Insel, inklusive einiger Original-Hebridean Garnknäuel. Erstanden in Broadford, im kleinen Laden von Handspinnerin Bev, die dort eine große Auswahl bereit hält. Sie ist auch auf ravelry zu finden als ‚spinnerhavingfun’. Aber es gibt noch eine andere Woll-Quelle auf Skye, croft 29, und die kommt im März nach Edinburgh.
Wer vielleicht jetzt schon eine Wanderung plant ist, dem sei gesagt, dass Rachel und Stephen Varwell von croft 29 ihre Wolle auf Skye in der Galerie im Skye Pie Cafe verkaufen. Zu finden sind sie auch auf facebook und etsy.
Mehr über diesen besonderen Schafzüchter, seine Schafe, seine Wolle und noch mehr über Wolle von den Hebriden werde ich dann kommende Woche erzählen.
For me it’s the wool, I’m interested in. My dear family didn’t bring one photo of the local sheep. But some regional specialities, including some original Hebridean yarn. Bought in Broadford at the small shop of ‚The Handspinner having fun’, Bev, who offers a wide range of wool. She is on ravelry too, as ‘handspinnerhavingfun’ and very friendly and helpful.
There is another source of wool on Skye, as I discovered at the Edinburgh Yarnfestivals announcement, ‚croft 29’.
If you are already planning a trip to Skye, Rachel and Stephen Varwell sell their wool in the Gallery at the Skye Pie Café.
More about this particular smallholder, his sheep and his wool and even more about Hebridean wool you will find next week on my Blog.
Hier herumstöbern und Interessantes über meine WollStrickLust zu erfahren, hat meinen Montag Vormittag zum Schmunzeln gebracht. Schreibe weiter so. Viele Grüße von Dorothea
Liebe Dorothea,
vielen herzlichen Dank. Es freut mich, dass Dein Wochenstart mit einem Schmunzeln begonnen hat. Und natürlich, dass ich dazu beitragen konnte. Da es noch so viele Schaf-Woll-Strick-Themen gibt, wäre es schön, wenn Du hier öfter mal hereinschaust.
Herzliche Grüße
Claudia