„Wie? Ist denn schon Buchmesse?“ hieß es mehrfach, wenn ich ankündigte am Wochenende zur Leipziger Messe zu fahren. Die edlen Leipziger Messe-Hallen brachten die wenigsten mit Wolle in Verbindung.
Dabei ist Leipzig eine echte Adresse für Woll-Liebhaber geworden. Seit zehn Jahren wuppt Christine Manitz vom Leipziger Kreativ-und Strick-Cafe den Markt. Angefangen hat es 2008 als Hinterhof-Treffen bei selbstgebackenem Kuchen, eine location, die schnell zu klein wurde. Die Zwischenstation im agra-Park hielt dem Wetter nicht stand – so wurde es eben die Leipziger Messe.
Und dass dieses Leipziger Wolle-Festival es in sich hat, konnte ich dieses Wochenende erleben. Es war schon ein toller Kontrast zwischen der kühlen Glaskuppel oben und der bunten Wollwelt, in die ich unten eintauchen konnte. Viele bekannte Anbieter, wie zum Beispiel die ‚Wollmeise‘ und Christel Salet von ‚Verstrickte Kunst’ waren da. Viele, die ihre Wolle nur auf Märkten oder im Internet anbieten, wie das ‚Mondschaf‘ oder ‚dibadu‘. Aber auch einige, die ihre Wolle bisher nur regional verkauft haben. Oder überhaupt noch nicht lange dabei sind, wie Catherine Allie, von ‚we are KAL’, die indische Wolle importiert. Die zierliche Leipzigerin reist selbst nach Indien, spricht die dortigen Dialekte und kauft bei den einheimischen Produzenten das Rohmaterial. Teils lässt sie es vor Ort verarbeiten und bringt die Schals und demnächst auch Teppiche nach Europa zum Verkauf. Hier in Leipzig hatte sie wirklich schöne Wolle, gekämmt oder zu Garn versponnen und Schals dabei.
Einen Überblick zu gewinnen war nicht einfach. Der Hallenplan war eine Herausforderung: er war für mich quasi nicht lesbar. Entweder mein Computer oder ich sind zu alt für so winzige pdf’s… Und die Vergrößerung, die ich dann zustande brachte, zeigte, dass nun mein detektivischer Spürsinn gefragt war, denn es standen nur die Namen der Inhaber, nicht der ihrer Geschäfte darauf….
Also wurde der Überblick auf altmodisches eigenes Erlaufen und Erkunden verschafft.
Rund achtzig Stände für die Faser-Liebhaber habe ich gezählt. Dazu noch einige mit Stoffen und Näh-Zubehör.
Die Messehallen sind hoch, hell und haben viel Platz zwischen den Ständen und viel Platz zum Sitzen. Sogar Steckdosen für müde Handy-Akkus finden sich neben den Bänken auf der oberen Ebene.
Mich hat besonders das Garn aus recycelter Sari-Seide bei ‚Wollmobil‘ fasziniert: ausgemusterte Saris werden erst in Streifen zerrissen, dann zerfasert und wieder neu versponnen. Das Ergebnis ist ein Strang buntes Garn, das sofort in meine Tasche wanderte.
Auch mit der finnischen Wolle und der Frangipani aus Guernsey, mit der die klassischen Fisherman-Ganseys gestrickt werden, habe ich lange geflirtet. Zum Glück hat ‚Wasserwolle’ auch einen Online-Shop.
Zwischendurch traf ich immer wieder auf Dagmar Bauers, die als fliegende Händlerin auf dem Wolle-Fest unterwegs war. Mit einer Kiepe auf dem Rücken und einem Rollständer präsentierte sie auf ausgefallene Weise ihre gefilzte Ware.
Filzen, Knüpfen und Spinnen gehören bisher nicht zu meinem Repertoire. Aber die Kammzüge, die hier in Leipzig dargeboten wurden, waren schon sehr verlockend. So eine kleine Handspindel…..
Nein, ich bin standhaft geblieben und habe mir keine Spindel gekauft. Aber ich bin mit dem Kopf voller Eindrücke und Ideen und ein paar Strängen Wolle nach Hause gefahren. Und zur Buchmesse kann ich ja dann ab dem 15. März fahren.