Fünfzig Anleitungen werden auf dem Titel des gerade erschienen Buches ‚Knit like a Latvian’ von Leva Ozolina versprochen. Zusätzlich zu dem, was der Titel verspricht, nämlich wie eine Lettin zu stricken.
Das war natürlich eine Versuchung, der ich nicht widerstehen konnte. Dieses Buch musste ich haben. Glücklicherweise landete es noch diese Woche, so dass ich hineinschauen konnte, bevor ich nach Edinburgh zum Yarn-Festival abfahre.
Der erste Blick hinein zeigt sehr schöne, zwei- und dreifarbige Handschuhe. Das Modell ‚Flower Garden’ ist sogar fünffarbig. Auf jeder Doppelseite wird ein Modell vorgestellt, mit einem großen Foto auf einer und einer kurzen Anleitung und dem Muster auf der gegenüberliegenden Seite. In den fünfzig Anleitungen sind auch einige Pulswärmer und Stulpen enthalten. Die Fäustlinge mit Blumenmustern in Pink gefielen mir so gut, dass ich gleich losstricken wollte.
Die ausführlichen Kapitel am Anfang ‚ Tools and Materials’ sowie ‚How to use this book’ bremsten mich etwas aus. Als Garnempfehlung wird ‚zweifädiges Garn’ genannt – keine Lauflänge. Die empfohlene Nadelstärke ist eine klassische lettische 1,5. Die ist in deutschen Strickgeschäften keine gängige Größe.
Die Autorin hat Erfahrung, denn sie besitzt in Riga ein Strickgeschäft, ‚Hobbywool’. Dort verkauft sie nicht nur Wolle, sondern auch hinreißende Strick-Kits – Wolle mit einer Anleitung in einem wirklich schönen, schwarzen Karton. Als ich vergangenes Jahr in Riga war, besuchte ich‚Hobbywool’ und kaufte auch ein oder zwei dieser Strick-Kits. Stricknadeln in dieser Größe hatte ich von meinen Estland- und Lettland-Aufenthalten noch genug. Leva Ozolina empfiehlt, erst ein Musterstück zu Stricken.
Eine kluge Empfehlung, wenn das passende Garn erst ausprobiert werden muss. Ich kramte also meine Reste vom Strick-Kit heraus und strickte mir eine Art Pulswärmer. Dabei habe ich eine Anleitung etwas abgewandelt, um die, im hinteren Teil des Buches beschriebenen, verschiedenen Bündchen-Techniken nachzustricken.
Mit meiner Wolle von Hobbywool kam ich ziemlich genau auf die im Buch angegebenen Maße: 18 Maschen auf fünf cm. Auch mit dem beschriebenen Mäusezähnchenrand kam ich gut zurecht. Etwas verwirrend ist allerdings das im Buch beschriebene lettische Zopfmuster. Die Autorin gibt, etwas lässig, an, dass einfach Schritt 4 zu wiederholen sei, wenn der doppelte Zopf gearbeitet werden soll. Wer dem folgt gelangt in eine stricktechnische Wüste, nicht zum lettischen Zopf. Die hübschen kleinen Pfeile, die den Zopf üblicherweise bilden, ergeben sich nämlich nur, wenn in der zweiten Reihe, die Fäden genau entgegengesetzt geschlungen werden wie in der Vorreihe.
Wahrscheinlich hat Frau Ozolina in ihrem Leben schon so viele lettische Zöpfe gestrickt, dass ihr die Erklärung schon völlig selbstverständlich ist. Wie eine Lettin zu Stricken ist wirklich eine Kunst. Mit dem schönen Buch kommt eine Strickerin dieser Kunst ein wenig näher.
»Stricktechische Wüste!«, haha! Ich habe die Besprechung sehr gerne gelesen und bin gespannt auf das Buch. Die Modelle, die hier zu sehen sind, gefallen mir ausgesprochen gut – nicht zuletzt Deine Strickprobe!
Liebe Sarah,
entschuldige bitte, dass ich erst jetzt antworte – nichtsdestoweniger freue ich mich über Dein Lob. Die Modelle sind wirklich ein Träumchen und zur Zeit, wo der Frühling noch auf sich warten lässt, sehr brauchbar.
Lese das gerade zwar mitten im Sommer, freue mich aber allein durch die Bilder schon auf den Herbst
Das freut mich. Zumal so ein Projekt wie Handschuhe durchaus auch schon im Sommer gestrickt werden kann….