Heute möchte ich euch Rachel und Stephen Varwell vorstellen. Die beiden haben ein höchst interessantes Projekt: ‚croft29‘. Darüber habe ich mich mit ihnen unterhalten.
Rachel und Stephen, was bedeutet ‚croft29‘?
Nun, ,crofts‘ sind etwas typisch Schottisches. Es sind kleine Bauernhöfe, von denen viele im Westen und Norden Schottlands liegen. Die meisten sind Nebenerwerbsbetriebe, die sehr spezifischen Gesetzen und Richtlinien folgen müssen, die es so nur in Schottland gibt. In der Regel bestehen sie aus einem kleinen Teil ‚besseren‘ Landes und einem Anteil an einem größeren Gebiet, welches nicht ganz so gut ist und oft gemeinsam mit den Nachbarn bewirtschaftet wird.
Und weil wir in unserem Dorf, Bornaskitaig, die Hausnummer 29 haben, können wir uns mit ‚croft29‘ identifizieren: Das ist es wer wir sind und wo wir sind.
Wer lebt denn alles dort bei euch auf ‚croft29‘?
Wir, also Rachel und Stephen führen zusammen mit unseren Kindern, John, 12, und Anna, 10, ‚croft29‘. Nicht zu vergessen Mac, unseren Collie, der uns unterstützt.
Lebt ihr schon lange auf Skye?
Wir sind vor achtzehn Jahren, als wir geheiratet hatten, nach Skye gezogen. John und Anna sind hier geboren.
Seit wann haltet ihr Schafe?
Stephen ist mit Schafen aufgewachsen. Unsere ersten Hebridischen Schafe haben wir vor zehn Jahren gekauft, nachdem wir das Haus hier gebaut hatten und anfingen unseren Betrieb aufzubauen.
Und warum habt ihr euch für Hebridische Schafe entschieden?
Zuerst hatten wir Cheviots, eine große Rasse mit weißem Fell, die viel Fleisch produziert. Aber sie benötigten teures Zusatzfutter, weil sie mit unserem kargen Boden nicht gut zurechtkamen. Außerdem war es für die Kinder schwierig. Sie waren damals noch kleiner und die Schafe so groß! Also schafften wir uns vier Muttertiere und einen Bock Hebridische Schafe an. Und es funktionierte richtig gut. Sie kamen mit dem Land hier gut klar. Diese Tiere lammen sehr leicht und haben oft Zwillinge. Und außerdem sind sie interessante Tiere. Wir haben die Cheviots ziemlich schnell ausgemustert und uns mehr Hebridische Schafe zugelegt. Aus denen nun fast unsere ganze Herde besteht. Sie sind mit 25 bis 30 kg viel leichter als die Cheviots, mit ihren 35–45 Kilos, und wir füttern nur im Winter zu. Mit einem Abfallprodukt der Whiskeybrauerei hier aus der Nachbarschaft, die den ‚Tallisker‘-Whiskey produzieren. Die meisten unserer Schafe sind schwarzhaarig, sie haben langes, festes Fell, welches sie in unserem kalten, nassen Klima gut schützt. Wenn sie älter werden, wird das Fell grau, so wie bei Menschen.
Sind die Schafe das ganze Jahr über auf der Weide?
Ja, sie sind das ganze Jahr über draußen. Unser Bauernhof liegt an der Küste, es ist flach hier, es gibt kaum Bäume und wenig Schutz für die Schafe wenn es im Winter stürmisch wird.
Stephen scherst Du wirklich alle Schafe mit der Hand?
Ja, das habe ich schon als Kind gelernt. Hebridische Schafe sind leicht zu scheren. Sie sind kleiner als gewöhnliche Schafe und ihr Fell hebt sich schön an. Denn im Sommer wachsen die Haare gerade von der Haut weg. Für ein Schaf brauche ich zehn Minuten, um es zu scheren. Normalerweise nehme ich mir dann zehn Schafe am Tag vor dann bin ich mit unseren vierzig bis fünfundvierzig Tieren nach fünf Tagen fertig. Das ist viel rückenschonender so!
Wann habt ihr ‚croft29’ gegründet?
Wie gesagt, mit dem kleinen Bauernhof haben wir vor zwölf Jahren angefangen. Die Idee mit der Wolle kam mit den Hebridischen Schafen. Ihr Fell hat eine so schöne Färbung und die Jährlingswolle ist so unglaublich weich. Wir sahen eine Marktlücke für so spezielle Wolle – von einer kleinen Herde, hier von diesem Hof an der Küste. Hier passiert die ganze Geschichte. Es ist wirklich etwas Besonderes. Darum heißt die Wolle auch so wie der Ort an dem sie entsteht. Für die Wolle verwenden wir nur das Vlies der Einjährigen. Denn ihr Fell ist besonders weich und schön schwarz. Vor fünf Jahren war es dann so weit: wir konnten unsere erste Wolle verkaufen. Zuerst in einem kleinen Laden, hier auf Skye. Dann erstellten wir unsere Website auf ‚Etsy’ und jetzt verkaufen wir all unsere Wolle online.
Wo wird die Wolle versponnen?
Wir schicken die Rohwolle zur ‚Natural Fiber Company’. Dort wird sie gesponnen und zu Strickgarn veredelt. Sie sind großartig, bieten einen tollen Service und verstehen die Bedürfnisse, die ein kleiner Betrieb wie unserer, hat.
Wie seht ihr die Woll-Zukunft?
Wir hoffen natürlich, dass viele Menschen unsere Wolle schätzen, kaufen und verstricken. Wir sind überzeugt, dass die Wolle großartig ist. Und wir verkaufen sie auf Etsy. Wir vermischen die Farben auch nicht. Wir werden auch keine gefärbte Wolle anbieten. Unsere Naturtöne sind einzigartig schön, die können wir nicht verbessern.
Seid ihr das erste Mal auf dem Edinburgh Yarn Festival?
Wir haben das EYF natürlich schon besucht. Es ist ein phantastisches Ereignis. Aber es ist das erste Mal, das wir als Aussteller dabei sind. Mit unserer sehr speziellen Wolle sind wir bei: ‚Meet the shepard/ess’ ( Triff’ Dich mit dem Schäfer/der Schäferin) dabei. Es findet zum ersten Mal statt, und dort sind ausschließlich die kleinen Betriebe vertreten. Wir bringen natürlich unsere Wolle mit. Wir möchten die Besucher treffen, sehen, was sie von unserer Wolle halten und mit ihnen über unser Produkt reden. Wer also da ist – wir freuen uns, wenn Leute einfach vorbeikommen und ‚Hallo‘ sagen.
Rachel und Stephen, vielen Dank, dass ihr euch Zeit genommen habt. Ich freue mich schon darauf, bei euch vorbeizuschauen!